„Der 13.“ März 2023
Liebe Leserin, lieber Leser!
Meine liebe Großmutter Martha Knett ist am 18. Februar um zirka 13 Uhr verstorben. Ihr Herz blieb einfach stehen. Es war kein Kampf, es war ein ruhiges, gefasstes hinübergehen. Sie starb kurz vor ihrem 98 Geburtstag. Vor fast hundert Jahren war sie die einzige und geliebte Tochter ihrer Eltern. Sie wurde am 25. März 1925 in Wien geboren. Auch wenn ich immer sage, sie ist meine Großmutter, so waren wir genetisch nicht verwandt. Kennengelernt habe ich sie vor gut dreißig Jahren.
Damals war sie noch geradezu jugendlich und eine geheime Mitarbeiterin Kardinal Groërs. Oft erzählte sie, wie sie die Dokumente zum Kardinal brachte: in einer großen Mappe der Filmfirma Agfa. So würde jeder glauben, sie komme zum Kardinal, um ihm Bilder zu zeigen. In Wirklichkeit saß sie in seinem Auftrag in den Vorlesungen der Theologieprofessoren und schrieb eifrig stenographisch mit. Am Abend wurden die Mitschriften auf der Schreibmaschine neu geschrieben um oft schon am nächsten Tag auf dem Schreibtisch Groërs zu landen. Auch mit Bischof Kurt Krenn war sie immer in Kontakt. Krenn brachte ihr sogar einen Rosenkranz aus Rom mit, den Papst Johannes Paul II. extra für sie gesegnet hatte. Dieser Rosenkranz hing immer neben ihrem Bett. Bischof Krenn fragte sie auch einmal, wie er sie denn für ihre viele Arbeit entschädigen solle? Geld, sagte sie, brauche sie nicht, aber ein kirchlicher Titel, scherzte sie, wäre doch eine Sache. Da legte Krenn seinen Kopf ein wenig zu Seite und dachte kurz nach und sagte dann: „Da wäre der Titel ‘Kirchliche Rätin’ zu wählen“ und darauf lachten beide herzlich. Mit Martin Humer, dem Pornojäger, verband sie viele Jahre des Kampfes gegen die Pornographie. Wenn Humer in Wien war, so übernachtete er immer in ihrer Wohnung, für umsonst versteht sich. Gemeinsam mit ihrer Freundin, Angela Smutek, saß sie oft im Gerichtssaal bei Verhandlungen gegen Martin Humer, damit die Öffentlichkeit der Verhandlung gewahrt war. So konnte Martin Humer dann die Gerichtsdokumente immer veröffentlichen. Unscheinbar und unerkannt diente sie viele Jahre lang der Kirche. Sie erhielt keine Orden und keine Millionen für ihren Dienst an der Kirche auf dieser Welt. Nun wird sie, so hoffe ich, ihren Schatz im Himmel genießen, den kein Räuber stehlen kann und kein Schädling zerstören.
Für uns Christen ist der Tod kein ewiger Abschied, sondern die Hoffnung auf ein Wiedersehen bei Gott. Für die Kirche in Europa ist eine Zeit des Niedergangs. Diese Ausgabe des „13.“ dokumentiert davon nur einen kleinen Ausschnitt. Beten wir für die Priester! So bleibt mir auf den letzten Zeilen noch um ihr Gebet für den „13.“ zu bitten und mich für alle ihre Unterstützung die Sie dem „13.“ angedeihen lassen herzlich zu bedanken!