„Der 13.“ Oktober 2024
Auch am Tag vor dem Druck, also am Tag an dem irgendwann in der Nacht „Der 13.“ in die Druckerei übermittelt wird, rufe ich meinen lieben Vater, Dr. Friedrich Engelmann, an. Es geht ihm körperlich gut. Er erkennt meine Stimme am Telefon sofort und er freut sich sehr, mich zu hören. Was er zu Abend gegessen hat, weiß er nicht mehr. Aber er weiß, dass ich ihn in den kommenden Tagen besuchen werde und darauf freut er sich fast kindlich. Über Politik, die Kirche und die Welt reden wir schon länger nicht mehr. Seine ehemaligen Lieblingsthemen sind für ihn nicht mehr wichtig. Über das Alter klagt er nicht, es ist ihm zwar lästig, aber unausweichlich. Über seinen Glauben spricht er nicht. Ich weiß, dass sein von ihm selbst angefertigtes Kreuz bei seinem Bett steht. Das ist ihm wichtig, es darf nicht fehlen. Ich freue mich, ihn zu besuchen, auch wenn er bei jedem Besuch ein wenig verlorener wirkt. Eine liebe Freundin von mir, sie ist Diplompflegerin in Linz und schwarz wie Ebenholz, sie ist im Kongo geboren, bereitete mich schon vor einiger Zeit darauf vor, dass es nicht mehr sehr lange dauern wird, bis mein Vater mich nicht mehr erkennt. Sie sagte mir, dass es für ihn trotzdem weiter wichtig sein wird, dass ich ihn besuche. Ich werde mein bestes versuchen und bitte die Leser des „13.“ um das Gebet für meinen Vater.
Das Werden und Vergehen ist ein Grundprinzip unserer Welt im Großen wie im Kleinen. In der Geschichte der Menschheit gab es Imperien, von denen wir nur noch wenige Steine als Erinnerung besitzen. Die Menschen damals kamen sich wohl so wichtig vor, wie wir uns heute. Wenn ich lese, wie unvorstellbar groß das für uns heute sichtbare Weltall ist, wird mir meine unbedeutende Existenz sehr bewusst. Was bin ich in diesem Meer von Sternen? Wirklichen Sinn finde ich nur in meinem Glauben an Gott.
Wir kleinen aber gläubigen Menschen erleben in diesen Tagen das Sterben von alten Gewissheiten und die Geburt von neuem menschlichen Übermut. Wir sehen das in der katholischen Kirche und bei den Völkern der Welt. Die Großen in der Kirche und die Führer der Welt nehmen sich allzu wichtig. Die gestern errungenen Siege sind morgen zunichte gemacht und die Namen der Helden vergessen. Was bleibt ist Christus. Der Gekreuzigte auf dem Schädelhügel in Jerusalem, sein in die Erde gerammtes Kreuz ist der einzige Ankerpunkt in diesem stürmischen Meer der Geschichte.
Ich bin zutiefst überzeugt, dass die wenigen Gläubigen mit ihrem öffentlichen Rosenkranzgebet jeden Mittwoch mehr für den Frieden und das Wohlergehen der Menschen tun, als all die Großen dieser Welt in ihren immer wieder das gleiche wiederkäuenden Gremien in Kirche und Welt.
So bleibt mir Ihnen allen ein großes Vergelt‘s Gott zu schreiben für ihr Gebet, ihren finanziellen Beistand und die vielen Informationen für den „13.“.